Karriere

Wer fühlt sich mit 66 Jahren schon alt?

Ab wann ist man alt? Diese Frage beantworten Frauen im Schnitt mit einer höheren Jahreszahl als Männer. Das hat eine Studie ergeben, die aktuell im Fachjournal “ Psychology and Aging “ erscheint. „Frauen setzen den Beginn des höheren Alters im Durchschnitt ungefähr zweieinhalb Jahre später an“, erklärte Studienautor Markus Wettstein von der Berliner Humboldt-Universität (HU). Das könne damit zusammenhängen, dass Frauen im Schnitt länger leben. Eine weitere Erklärung sei, dass Frauen im Alter mehr stigmatisiert würden als Männer, erklärte der Psychologe. Der Beginn des Altseins werde daher höher gesetzt, um sich vom negativen Image abzugrenzen.

Die Untersuchung des Teams an HU und drei weiteren Universitäten im In- und Ausland basiert auf Daten des Deutschen Alterssurvey , einer repräsentativen Befragung von Personen, die 40 Jahre und älter sind. Die Forscher werteten Daten von knapp 14.000 Menschen aus, die zwischen 1911 und 1974 geboren wurden. Die zentrale Frage: Ab welchem Alter würden Sie jemanden als alt bezeichnen? Wettstein und Kollegen fanden heraus, dass Altsein für Erwachsene heute gefühlt später beginnt als für Menschen, die in früheren Jahrzehnten geboren wurden. Demnach hatten 65-Jährige, die 1955 zur Welt kamen, das subjektive Empfinden, dass Altsein im Schnitt mit 75 Jahren beginnt. Für 65 Jahre alte Menschen, die bereits 1911 geborenen wurden, begann Altsein – dem Modell zufolge – gefühlt schon mit 71.

Als eine Erklärung der Entwicklung nennt Wettstein, dass die Lebenserwartung in den letzten Dekaden gestiegen sei. Dem Statistischen Bundesamt zufolge hatten beispielsweise 65-jährige Männer in den Jahren 1901 bis 1910 im Schnitt noch 10,4 Jahre zu leben, gleichaltrige Frauen rund elf Jahre. In den Jahren 2019 bis 2021 waren es bei Männern schon 17,8 weitere Jahre, bei Frauen etwa 21. Eine weitere Begründung ist, dass der Beginn der Rente typischerweise mit Altsein in Verbindung gebracht werde, das Rentenalter im Laufe der Jahre aber gestiegen sei, erklärte Wettstein. Hinzu käme, dass alte Menschen heute im Schnitt gesünder und fitter seien als früher und dadurch länger jung wirkten. Bei Auswertung der Daten fiel noch ein anderes Phänomen auf: Wenn eine Person älter wird und erneut gefragt, schiebt sie den Beginn des höheren Alters immer ein bisschen weiter nach hinten.