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Steuern

Streit um das Erbe der Deutschen

Die Vermögen der Bürger steigen seit Jahren. Die einen wollen sie höher besteuern, die anderen fordern höhere Freibeträge.

Die einen sehen in der Erbschaftssteuer einen staatlichen Eingriff in Familienangelegenheiten. Für die anderen ist die Steuer eine Frage der Gerechtigkeit, schließlich steigt mit einem Erbe die steuerliche Leistungsfähigkeit des Erblassers. Über kaum ein Steuerthema wird leidenschaftlicher diskutiert – auch politisch. Gerade erst hat das rot-rot-grün regierte Bremen einen Antrag in den Bundesrat eingebracht, nach dem große Erbschaften stärker zur Finanzierung des Gemeinwesens herangezogen werden sollen, um die Löcher in den Kassen der Bundesländer zu stopfen. Die Erbschaftssteuer ist eine reine Ländersteuer.

Bayern will dagegen nicht nur die seit Jahren unveränderten Freibeträge erhöhen und damit an die Preisentwicklung, etwa für Immobilien, anpassen. In München will man zudem, dass Erben von Häusern künftig auch dann von der Erbschaftssteuer befreit sind, wenn sie diese vermieten. Bislang bleibt die Immobilie nur steuerfrei, wenn Partner oder Kinder weitere zehn Jahre im Familienheim wohnen. Wie und was in Deutschland überhaupt vererbt wird, wollte die Quirin Privatbank nun zum zweiten Mal wissen. Sie ließ von der puls Marktforschung gut 3500 Menschen befragen, repräsentativ für Deutschland nach Alter, Geschlecht und Bundesland. 2017 gab es schon einmal eine Umfrage zu dem Thema, nicht alle Fragen wurden damals gestellt.

Ein Ergebnis: Zwar steigt das Vermögwen der Deutschen seit Jahren, doch die Bereitschaft sinkt, der Nachwelt etwas zu hinterlassen. Nur 35 Prozent haben den festen Vorsatz, später eine Erbschaft zu vergeben. Bei der Umfrage vor sieben Jahren sagten das noch 49 Prozent. Ob der Wille fehlt oder die finanziellen Möglichkeiten nach den Inflationsjahren, darauf gibt die Umfrage keine eindeutige Antwort. 28 Prozent gaben an, dass sie ihr Leben genießen wollen, auch wenn sie dann weniger oder gar nichts vererben können.

62 Prozent stimmten der Aussage zu, dass sie ganz normal leben, was übrig bleibt, wird dann vererbt. Nur sieben Prozent wollen möglichst viel vererben und schränken sich dafür ein. Wenn etwas vererbt wird, ist es am häufigsten Geld (75 Prozent). 65 Prozent gehen davon aus, dass sie ihren Nachkommen eine Immobilie (oder mehrere) hinterlassen, 37 Prozent Wertpapiere. Schmuck folgt mit 26 Prozent auf Platz vier. Der Wert ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. 49 Prozent gaben an, mehr als 100.000 Euro vererben zu wollen. 2017 waren es 40 Prozent. Jeder Dritte, der etwas vererben will, geht sogar von mehr als einer Viertelmillion Euro aus. 2017 sagte das nur jeder Fünfte.

Und wie halten es die Deutschen nun mit der Erbschaftssteuer? Knapp zwei Drittel, genau sind es 63 Prozent, halten sie für ungerecht – unabhängig davon, ob sie sie selbst schon einmal zahlen mussten. 29 Prozent für gerecht. Dabei gibt es je nach Geschlecht, Alter und Haushaltseinkommen durchaus Unterschiede. Männer halten eine Erbschaftssteuer eher für gerecht als Frauen: 35 Prozent gegenüber 23 Prozent. Menschen über 50 Jahren eher als Unter-30-Jährige: 31 Prozent gegenüber 23 Prozent. Und Gutverdiener halten die Steuer für gerechter als Geringverdiener: 35 Prozent gegenüber 25 Prozent.

Über mögliche Gründe liefert die Umfrage keine Erkenntnisse. 30 Prozent sagen ausdrücklich, dass es ihnen wichtig ist, bei Erbschaften Steuern zu vermeiden. Wobei es offenbar bei vielen auch eine gewisse Unkenntnis gibt, wer überhaupt Steuern zahlen muss. Nur jeder Zweite (52 Prozent) weiß, dass es unterschiedliche Freibeträge gibt. 44 Prozent wissen nicht, dass der Erblasser je nach Familienstand unterschiedlich besteuert wird. Bei der Frage, ob die aktuellen Freibeträge zu niedrig sind, ergibt sich ein unterschiedliches Bild. Die Hälfte der Befragten hält die Freibeträge für Ehepartner (500.000 Euro) und Kinder (400.000 Euro) für angemessen, ein Viertel für zu niedrig. Dagegen werden die 20.000 Euro für unverheiratete Lebenspartner von 57 Prozent als zu niedrig empfunden.

Die bestehenden Freibeträge zeigen offenbar Wirkung. Laut Umfrage mussten 75 Prozent derjenigen, die schon einmal geerbt haben, keine Erbschaftssteuer zahlen. 18 Prozent mussten Steuern zahlen. Die Anteile haben sich gegenüber 2017 geringfügig verändert. Damals gaben 77 Prozent an, dass sie um die Zahlung der Erbschaftssteuer herumkamen, 14 Prozent nicht. Inwieweit dies beispielsweise an den gestiegenen Immobilienpreisen liegt, geht aus der Umfrage nicht hervor. Laut Statistischem Bundesamt wurden im vergangenen Jahr Erbschaften und Schenkungen im Wert von 121,5 Milliarden Euro veranlagt. Gezahlt werden mussten daraufhin 11,8 Milliarden Euro Erbschaftssteuer.

Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass jedes Jahr 400 Milliarden Euro übertragen werden. Der Großteil wird also nicht besteuert.

Laut Umfrage gibt es mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch ein starkes Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschland. In Baden-Württemberg, Hessen und auch dem Saarland übersteigt das Erbe besonders häufig die 50.000-Euro-Marke. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind die Erbschaften überproportional häufig nicht einmal 50.000 Euro wert.

Quelle

DIE WELT

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