
Wirtschaft
Die Zeche geht immer an die Beitragszahler
Die Not der Krankenkassen ist ein Vorgeschmack auf die Zukunft, meint Dorothea Siems.
Liebäugeln Sie auch mit der Viertagewoche? Oder gehören Sie zu denjenigen, die Leistungsbereitschaft großschreiben und das ganze Gerede um die Work-Life-Balance ablehnen? Nun, Vater Staat sorgt jedenfalls nach Kräften dafür, dass sich Fleiß in diesem Land für viele Erwerbstätige immer weniger lohnt. Schon bisher stöhnten die Arbeitnehmer über die weltspitzenmäßige Steuer- und Abgabenlast, die ihre Gehälter im Durchschnitt fast auf die Hälfte schrumpft. Aber es kommt noch schlimmer: Zum Jahreswechsel erhöhen die Krankenkassen ihre Beitragssätze sowohl für die gesetzliche Krankenversicherung als auch für die Pflegekassen um insgesamt mindestens einen Prozentpunkt. Dadurch steigt der Sozialabgabensatz insgesamt auf 41,9 Prozent (Kinderlose: 42,5 Prozent). Gleich zweifach trifft die Abgabenkeule die Gutverdiener. Denn die Ampel hatte kurz vor dem Bruch beschlossen, die Beitragsbemessungsgrenze, bis zu der die Löhne der Beitragspflicht unterliegen, um mehr als sechs Prozent hochzusetzen.
Einen derartigen Sprung bei ihren Sozialabgaben haben die meisten Betroffenen in ihrem Berufsleben wohl noch nie erlebt. Aber wenn nicht bald ein rigoroser Kurswechsel erfolgt, müssen sich die Finanziers des Wohlfahrtsstaates daran gewöhnen. Wie nun schon das dritte Mal in Folge werden dann auch in jedem kommenden Jahr Anhebungen der Beitragssätze für Krankenkassen, Pflege und rasch auch für die Rentenversicherung fällig werden. Ein Sozialbeitrag von 50 Prozent ist dann nur noch eine Frage der Zeit.
Denn Deutschland tritt jetzt in die heiße Phase des demografischen Wandels ein. Mit den Babyboomern verlässt in den kommenden Jahren die größte Generation, die es hierzulande jemals gegeben hat, nach und nach den Arbeitsmarkt. Weil deutlich schwächer besetzte Jahrgänge nachrücken, müssen immer weniger Erwerbstätige die schnell anwachsende Gruppe der Ruheständler alimentieren. Andere Länder haben auf die seit Jahrzehnten bekannten Folgen der Bevölkerungsalterung rechtzeitig reagiert. Kanada setzt seit Jahrzehnten auf eine kluge Fachkräfteeinwanderung. Die Schweiz und viele andere Staaten haben billionenschwere kapitalgedeckte Alterssicherungssysteme aufgebaut. Und etliche Industrieländer forcieren das längere Arbeiten.
Die hiesige Politik fährt dagegen eine Nach-uns-die-Sintflut-Strategie. Das gilt aber nicht nur für die Ampel. Die große Koalition unter Angela Merkel hat die guten Jahre nicht genutzt, um die Sozialsysteme zukunftsfest aufzustellen. Im Gegenteil: Die CDU-Gesundheitsminister Hermann Gröhe und Jens Spahn waren außerordentlich ausgabefreudig. Beide tragen eine erhebliche Mitschuld daran, dass die Krankenkassen und die Pflegeversicherung heute tiefrote Zahlen schreiben. Die Ampel hat die Sozialkassen ebenfalls immer weiter geschwächt. Statt versicherungsfremde Leistungen wie die Finanzierung der medizinischen Versorgung von Bürgergeldempfängern aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren, lässt man dafür die Beitragszahler aufkommen. Auch für Corona-Sonderausgaben in Milliardenhöhe wurden die Finanzreserven der Krankenkassen angezapft.
Eine Sozialpolitik, die permanent die Belastungsgrenzen der Finanziers testet, gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Jungen werden nicht bereit sein, den Löwenanteil ihrer Erwerbseinkommen an den Staat abzutreten. Sicher sollte man beim Bürgergeld konsequent sparen. Aber auch die Babyboomer werden Abstriche hinnehmen müssen. Nur sagt ihnen das vor der Bundestagswahl niemand.
Ausgezeichnet bei Fruhstorfer + Partner
Starte jetzt deine Karriere bei uns!
Du bist auf der Suche nach einem verantwortungsvollen und interessanten Arbeitsumfeld sowie einem kollegialen Team? Dann komm zu uns. Wir suchen fachlich qualifizierte Mitarbeiter, welche die Zukunft unseres Unternehmens mitgestalten und die Belange unserer Mandanten kompetent und vorausschauend betreuen.
