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Wirtschaft

Die Deutschen haben Angst um ihre Lieblingslokale

In einer Gäste-Befragung sprechen sich 82 Prozent für die Beibehaltung der reduzierten Mehrwertsteuer aus.

Deutschlands Gastronomie kämpft seit Monaten für eine dauerhafte Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen und Getränke – und hat die Bevölkerung dabei auf ihrer Seite. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Marktforscher von Civey im Auftrag des Großhändlers Metro, die WELT exklusiv vorliegt. Knapp 82 Prozent der 10.000 online befragten Bundesbürger über 18 Jahren sprechen sich für eine Beibehaltung des in der Corona-Krise von 19 auf sieben Prozent reduzierten Steuersatzes aus.

Wohl auch, weil die Menschen Angst um ihre Lieblingslokale haben. Drei von vier Verbrauchern sorgen sich laut Umfrage, dass Restaurants, Kneipen, Cafés und Co. schließen müssen aufgrund des wirtschaftlichen Drucks. Und vor diesem Szenario warnt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) öffentlichkeitswirksam und beharrlich. „Eine Steuererhöhung zum Jahreswechsel hätte fatale Auswirkungen für die Betriebe der Branche und ihre Beschäftigten, aber auch für die Gäste und die Tourismuswirtschaft in Deutschland“, sagt Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. „Eine Erhöhung von sieben auf 19 Prozent bedeutet weniger Gäste und weniger Umsatz – Betriebsaufgaben und Insolvenzen sind vorprogrammiert.“

Tatsächlich sind laut der im August gemachten Umfrage knapp 60 Prozent der Befragten nicht oder eher nicht bereit, mehr Geld fürs einen Gastronomie-Besuch zu bezahlen, sollte die Mehrwertsteuer wieder erhöht werden. „Das veranschaulicht den finanziellen Druck auf die Wirte“, sagt Steffen Greubel, der Vorstandsvorsitzende von Metro. „Die Branche hat aufgrund der massiven Inflation von Lebensmitteln, Energiepreisen und Löhnen die Belastungsgrenze erreicht – und auch viele Bürger können oder wollen sich weitere Preisanstiege beim Essen gehen nicht mehr leisten.“ Am geringsten ist die Bereitschaft für zusätzliche Ausgaben regional gesehen in Sachsen und bezogen auf das Alter bei den 18- bis 29-Jährigen.

Dass die Preise bei einer Rückkehr zum üblichen Steuersatz steigen werden, macht Dehoga-Chefin Hartges unmissverständlich klar und verweist auf eine interne Verbandsumfrage. Danach seien mehr als 90 Prozent der Unternehmer gezwungen, mehr Geld für Speisen und Getränke zu verlangen. „Nur mit den sieben Prozent ist es bisher gelungen, die explodierenden Kosten zumindest teilweise aufzufangen.“

Dennoch ist das Preisniveau in den vergangenen Monaten bereits so stark gestiegen, dass Umsätze und Gästezahlen in der Gastronomie unter den Erwartungen liegen. „Noch immer sind wir vom Vorkrisenniveau weit entfernt“, meldet Hartges mit Verweis auf die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Danach lagen die Umsätze im Gastgewerbe im Zeitraum Januar bis Juli 9,8 Prozent unter den Werten des letzten Vor-Corona-Jahres 2019. Bei Caterern wiederum seien es 8,7 Prozent. „Damit steuert das Gastgewerbe auf das vierte Verlustjahr in Folge hin“, sagt Hartges, derzufolge der Branche in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 bereits rund 36.000 Betriebe verloren gegangen sind.

Aktuell sieht der Finanzinformationsdienstleister Crif gut 14.200 Restaurants, Gaststätten, Imbisse und Cafés als insolvenzgefährdet an, das sind knapp zwölf Prozent aller Betriebe, über die den Experten Informationen zu beispielsweise Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Zahlungserfahrungen oder auch Mahnverfahren und Inkasso-Überwachungen vorliegen. Eingetreten ist der Insolvenzfall im ersten Halbjahr bereits bei 743 Betrieben, wie Crif meldet. Das sind knapp 30 Prozent mehr Pleiten als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg sind die Insolvenzen von Januar bis Juni Crif zufolge um knapp 17 Prozent gestiegen, also etwas mehr als halb so stark wie in der Gastronomie. Dazu kommen Branchenexperten zufolge zahlreiche stille Aufgaben von Restaurants, Bars, Cafés und Co., also Betriebsschließungen ohne vorheriges Insolvenzverfahren.

In der Umfrage finden knapp 92 Prozent der Befragten, dass die Gastronomie eine wichtige oder sehr wichtige Rolle für attraktive Innenstädte und Regionen spielt und gut 89 Prozent sprechen den Betrieben eine große Bedeutung für eine lebendige Gesellschaft zu. „Eine Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer wäre nicht nur ein Stoß ins Herz der Gastronomie mit fast zwei Millionen Beschäftigten in Deutschland, die die Politik während der Pandemie gerade noch gerettet hat. Es wäre auch ein Stoß ins Herz unserer Innenstädte und ländlichen Regionen, denn mit der Gastronomie verschwinden auch wertvolle Orte des Austauschs und der Begegnung“, kommentiert auch Metro-Chef Greubel, dessen Unternehmen als Lieferant für das Gastgewerbe auch selbst abhängig ist von einer florierenden Gastronomie.

Die Politik hat bislang noch keine Entscheidung getroffen, wie es beim Thema Mehrwertsteuer für Speisen und Getränke weitergeht. Die Ampel-Parteien wollen sich auch noch Zeit lassen. Ende Oktober komme die Steuerschätzung und erst dann sei absehbar, wie groß der finanzielle Spielraum für eine Verlängerung der Sieben-Prozent-Regel ist, die den Staat jährlich rund 3,4 Milliarden Euro kostet. Ein Versuch der Opposition, schon jetzt Fakten zu schaffen, ist indes gescheitert: Ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion für eine dauerhafte Ermäßigung fand in der vergangenen Woche keine Mehrheit im Bundestag. Man verstehe die Sorgen der Branche, eine Entscheidung werde es dennoch erst im November geben, kündigten die Ampel-Fraktionen einheitlich an.

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